Geschichte der Gemeinde Hohen Wand

Ur- und Frühgeschichte

Wann die ersten Menschen in die Neue Welt an die Hohe Wand vorgestoßen sind, ist unbekannt. Seit der Jungsteinzeit befinden sich zwar nicht durchgehend, jedoch immer wieder Hinweise auf menschliche Anwesenheit, die sich durch zahlreichen Funde belegen lassen. Vor allem die 2 Goldscheiben, die auf einem Fellsabfall der Hohen Wand oberhalb von Stollhof entdeckt wurden und als ältester Goldfund Österreichs gelten, sind von großer Bedeutung. Hinweise für die menschliche Anwesenheit in der Bronzezeit geben, ein Vollgriffdolch, eine Dolchklinge, sowie Schmuck und Ziergegenstände aus Bronze.
Erste Besiedelungsreste können aus der Hallsteinzeit, sowohl am Kienberg, als auch oberhalb der Maiersdorfer Weide (Lappenbeil) nachgewiesen werden. Aufgrund eine Gewandfibel aus Eisen, die auf die La Tene Zeit hinweist, kann eine Anwesenheit der Kelten angenommen werden. Weitere Siedlungsrelikte, u. a. landwirtschaftliche Geräte, Keramik, Münzen sowie ein komplettes Steinkistengrab samt menschlichem Skelett mit Beigaben stammen aus der spätrömischen Zeit.

Mittelalter/Neuzeit

Dennoch kamen erst ab der Jahrtausendwende die ersten dauerhaften Siedler in das Gebiet der heutigen Hohen Wand. Aus dem Westen kommend, waren es hauptsächlich Baiern und Franken, die hier seitens ihrer jeweiligen Grundherrschaft angesiedelt wurden.

Die erste urkundliche Nennung erfolgten für:

  • Maiersdorf 1128 „de Miresdorf“
  • Stollhof 1147 „Stadelhoven“
  • Netting 1239 „de Netteinsdorf“
  • Gaaden 1377 „Gaaden“
  • Hohe Wand 1535 „Wandt“

Das älteste Denkmal der heutigen Gemeinde ist die Pfarrkirche Maiersdorf, eine romanische Wehrkirche aus dem 12. Jahrhundert, die auch im Gemeindewappen abgebildet ist.

Im Bereitungsbuch (erste herrschaftliche Erfassung aller Häuser von Niederösterreich) von 1590 wird die Anzahl der Häuser verzeichnet:

  • Maiersdorf: 40 Häuser
  • Stollhof: 22 Häuser
  • Netting: 12 Häuser
  • Für Gaaden wurden 1438 in einem Starhemberger Besitzrechtsverzeichnis 2 Häuser genannt.

In den Jahren 1820 - 1830 erfolgte im franziszäischen Kataster erstmals eine vollständige Erfassung sämtlicher Grundstücke, sowie Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude, seitens der Habsburgermonarchie. Das Ergebnis weist auf ein leichtes Anwachsen der Bevölkerung hin:

  • Maiersdorf 60 Häuser
  • Stollhof 40 Häuser
  • Netting 16 Häuser
  • Gaaden 12 Häuser

Erst 1820 entstand Gaaden als eigene Katastralgemeinde welche bis dahin als Enklave zu Stollhof gehörte. Im Jahre 1854 bildete Maiersdorf gemeinsam mit Netting eine eigene Gemeinde. 1879 trennten sich Stollhof und Gaaden von Muthmannsdorf und Dreistetten und bildeten ebenfalls eine eigene Gemeinde.

Kriegsereignisse in der Neuzeit

Während der Türkeneinfälle 1529 und 1683 wurden viele Häuser (Holzbauten mit Strohdach) niedergebrannt. Die Bewohner versuchten sich in den umliegenden Burgen, der Pfarrkirche Maiersdorf, sowie in den Höhlen der Hohen Wand in Sicherheit zu bringen. Erneute Plünderungen erfolgten während der Franzosenkriege 1805-09, bei denen die Bevölkerung auch unter der Einquartierung der Soldaten zu leiden hatte.

Lebensbedingungen während der Neuzeit

Die Bauern, welche die überwiegende Bevölkerungsmehrheit ausmachten, mussten bis zur deren wirtschaftlicher Befreiung 1848 Robot und Zehent (Getreide, Naturalien und Geld) an die betreffenden Grundherrschaften (u. a. Emmerberg, Starhemberg und Dachenstein) leisten. Bis zum Auftreten der Reblaus im 19. Jahrhundert war auch Weinbau von großer Bedeutung. Als Nebenerwerb zur Landwirtschaft wurden Jagd, Köhlereien, Kalkbrennereien sowie Pechereien betrieben. Zwischen Dreistetten und Grünbach wurden am Wandfuß von ca. 1830 bis 1967 Steinkohle abgebaut. Dieser sehr wichtige Erwerbszweig des Bergbaus spiegelt sich im Gemeindewappen in Form eines Stollens wieder.

Katastrophen

In den Jahren 1832, 1835 und 1866 traten aufgrund mangelnder hygienischer Bedingungen Choleraepidemien auf. In Gedenken daran wurde 1866 östlich des Ortes Netting eine Choleragedenksäule errichtet. 1895 wurde Maiersdorf überflutet und sämtliche Brücken vom reißenden Ortsbach zerstört. Weitere Hochwässer, in den Jahren 1926 und 1951, richteten ähnliche Schäden an. Neben Wasser wurde auch Feuer eine zunehmende Gefahr für die ansässige Bevölkerung. Ein Großbrand in Maiersdorf im Jahre 1925 vernichtete 30 Häuser und damit fast den gesamten Oberort.

Weitere bedeutende Ereignisse

Sehr große Bedeutung für die Forstwirtschaft und den Fremdenverkehr hatte der Bau der neuen (und auch heute bestehenden) Hohen Wandstraße im Jahre 1932. Gegen Ende des 2. Weltkriegs war die Hohe Wand 3 Wochen Frontgebiet. Durch die Eröffnung des Naturparks im Jahr 1969 erfolgten wichtige wirtschaftliche Impulse, welche auch die Hohen Wand als Tourismusgebiet prägen. Im Jahre 1971 wurden die ehemaligen Gemeinden Maiersdorf und Stollhof zur Gemeinde Hohe Wand vereint.

Baudenkmäler und historische Relikte

Grundlagen aus „Dehio: Baudenkmäler in Niederösterreich“